Arthur Schnitzler – Kritische Edition (Frühwerk) III

Projektleitung: Konstanze Fliedl
Projektteam: Ingo Börner, Anna Lindner, Marina Rauchenbacher, Isabella Schwentner
Projektstandorte: Institut für Germanistik, Universität Wien; ACDH/ ÖAW
Projektlaufzeit: 36 Monate (1. 3. 2018 – 28. 2. 2021)
Fördergeber: FWF - Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (P 30513)

Von Arthur Schnitzler (1862–1931), einem österreichischen Klassiker der Moderne, existierte bis 2011 keinerlei historisch-kritische Ausgabe. Dass man es bei Schnitzler noch nicht unternommen hatte, die Entstehung seiner Werke über alle erhaltenen Entwürfe und Textstufen zu dokumentieren, lag einerseits an seiner unleserlichen Handschrift, welche die Buchstaben, vor allem am Wortende, verschleift, zum anderen an der komplizierten Nachlass-Situation: 1938, beim ‚Anschluss‘ an Hitlerdeutschland, waren sämtliche seiner hinterlassenen Papiere nach Cambridge in Sicherheit gebracht worden. Während Schnitzlers Sohn später die ‚privaten‘ Teile des Nachlasses, das Tagebuch und die Korrespondenzen, dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach überließ, befinden sich die Werkmanuskripte nach wie vor an der University Library Cambridge. Andere Nachlassteile liegen in Exeter, Genf, Jerusalem und anderen Orten, was die Bearbeitung erschwert. Trotzdem blieb die Herausgabe einer historisch-kritischen Ausgabe ein Desiderat, zumal die im Fischer-Verlag erschienenen Lesetexte durch verschiedene Korrektur- und Bearbeitungsvorgänge sehr unzuverlässig sind.

In zwei Vorprojekten (Arthur Schnitzler – Kritische Edition (Frühwerk) I, 2010-2014 und Arthur Schnitzler – Kritische Edition (Frühwerk) II, 2014-2018) konnte die Arbeit an Schnitzlers Frühwerk – dessen Entstehungsstufen im Gegensatz zu späteren Arbeitsphasen überwiegend handschriftlich, noch nicht in Typoskripten, überliefert sind – in Angriff genommen werden. Zunächst wurden Richtlinien zur Transkription der Manuskripte erstellt. Sämtliche erhaltenen Textzeugen werden als Faksimiles in Originalgröße neben diesen Umschriften präsentiert. Ferner enthalten die Bände einen Drucktext, in der Regel nach dem Erstdruck, und einen Variantenapparat mit allen Abweichungen bis zur letzten noch von Schnitzler selbst überprüften Ausgabe. Neben einer Einführung in die Entstehungs- und Druckgeschichte enthalten die Bände auch einen Kommentar, der vor allem auf kulturhistorische Besonderheiten, österreichspezifische Gegebenheiten oder mundartliche Ausdrücke eingeht.

In dieser Form konnten in der bisherigen Laufzeit der Projekte bereits zehn Bände im de Gruyter Verlag erschienen: Lieutenant Gustl (2011), Anatol (2 Bde) und Sterben (2012), Liebelei (2 Bde, 2014), Frau Bertha Garlan (2015), Die Frau des Weisen, Die Toten schweigen und Ein Abschied (2016), Der Ehrentag (2017) und Blumen (2018). Der Einakterzyklus Reigen befindet sich im Druck, die Einakter Der gründe Kakadu und Paracelsus in Druckvorbereitung. Schon in der zweiten Projektphase wurden die Daten nach TEI-Richtlinien bearbeitet, um sie über die Printausgabe und e-books hinaus verfügbar zu machen.

Das dritte Projekt zielt nun auf die allgemeine Zugänglichkeit der Daten, ihre open access-Stellung und ihre Vernetzung mit einem zweiten Schnitzler-Editionsprojekt, der in Cambridge unter Leitung von Prof. Andrew Webber geführten ‚Digital Critical Edition of Middle-Period Works‘. Dazu ist, neben der Edition der Einakter Paracelsus, Der grüne Kakadu und Die Gefährtin, vor allem die Herausgabe des Schauspiels Der einsame Weg geplant, das mit einem Drama der mittleren Schaffensperiode, Professor Bernhardi, gemeinsame stoffliche Wurzeln hat. Auf diese Weise soll erstmals eine werkübergreifende Textgenese digital dargestellt werden. Inhaltlich am Institut für Germanistik der Universität Wien, technisch am Austrian Centre for Digital Humanities (ÖAW) angesiedelt, soll in Kooperation mit der Cambridge University Library dieses Vorhaben verwirklicht werden.